Erste gemeinsame Ideen werden gesponnen und wir wagen gemeinsam einen Blick über den Tellerrand: Chemnitz und die Region - was verbindet in Sachen Natur?
Thorid: Ich denke da zuerst an die Wasserwege, an die Mulde, die Würschnitz, die Zwönitz, den Kappelbach. Aber auch die historischen Handelswege verbinden Chemnitz mit der Region. Die Salzstraße zum Beispiel oder die Wege, auf denen die Mineralien ihren Weg fanden. Häufig sind diese Wege heute schöne Wanderwege - von Chemnitz nach Olbernhau zum Beispiel geht das sehr gut. Der Reichtum an Mineralien ist besonders gut in Richtung Marienberg und Wolkenstein nachzuvollziehen. Ganz sicher können die Einheimischen dort viele Geschichten über den geschätzten Amethyst erzählen.
Suzanne: Ich denke auch, Chemnitz sehen viele als graue Industriestadt - aber man ist immer in fünf Minuten im Grünen. Man ist schnell im Umland oder im Erzgebirge und kann auch dort tolle Touren unternehmen.
Wir nähern uns dem Thema Kulturhauptstadt: In der Bewerbung wird beschrieben, dass ein Ziel darin besteht, Menschen nicht in Zielgruppen einzuteilen, sondern sie in ihren Leidenschaften zu vereinen. Wie sieht es bislang aus - ist das schon gelebte Praxis?
Suzanne: Gerade beim Stadt-Wandern würde ich das bestätigen: alle, die mitwandern haben richtig Lust darauf und das ist schön. Man lernt dadurch so viel kennen und sieht Ecken, die man sonst nicht entdeckt hätte. In Chemnitz hat man trotz allem kurze Wege und niemand drängt sich auf. Aber wenn man fragt, erklärt einem immer jemand etwas. Wir wanderten mal in einer Gartenanlage mit Aussicht auf die Autobahn und plötzlich hörten wir jemanden hinter einer Hecke, der sagte: „Bei guter Sicht kann man hier den Fichtelberg sehen!“ Diese Neugierde und die stetigen Überraschungen in der eigenen Stadt finde ich sehr spannend.
Thorid: Für uns als Museum ist das ein toller Gedanke und immer wieder Anreiz in Ausstellungen. „Rock Fossil – Ja, es ist Liebe“ – eine Sonderausstellung über Gesteine, die nach Rockstars benannt worden sind, hat über die angesprochene Leidenschaft funktioniert. In Bezug auf die Bewerbung als europäische Kulturhauptstadt liegt uns das Projekt „Parade der Apfelbäume“ besonders am Herzen. Das Thema verbindet! Wir als Museum laden zum Mitdenken ein, welche Musik etwa im Apfelbaum klingt? Wir können uns auch vorstellen, dass uns die Kleingärtner, die Partnerstädte oder die bisherigen Kulturhauptstädte ihre regionale wie alte Apfelsorte schicken. Daraus kann eine Galerie der Äpfel entstehen. All das und noch viel mehr ist möglich – ich denke, das ist im wahrsten Sinne des Wortes befruchtend. Es geht darum, sich der bestehenden Werte zu besinnen, miteinander neue, kreative Lösungen zu finden und unkompliziert Dinge anzugehen.
Wir diskutieren noch ein bisschen weiter und gelangen zum Thema Gesundheit und Natur.
Thorid: Wir brauchen die Klänge der Natur, um abzuschalten und regenerieren zu können. Hierzu forschen Wissenschaftler, um die Hintergründe und Ursachen beleuchten zu können. Natur hat nicht nur einen ideellen sondern auch einen monetär messbaren Wert!
Suzanne: Nicht umsonst gibt es den alten Satz: Der beste Weg zur Gesundheit ist der Weg in den Garten. Das ist einfach Erholung pur - mitten in der Stadt. Ob aktiv als Gärtner oder auch passiv als Wanderer.